Österreichs Eishockeynationalteam steht vor der Reifeprüfung
Es ist Mitte Mai. Langsam ist auch bei den Wettermachenden angekommen, welcher Monat im Jahr 2023 bereits angebrochen ist. Der Wintersport spielt eigentlich nur noch eine untergeordnete Rolle in der Sportberichterstattung. Oder doch nicht? Denn im Wonnemonat Mai steht noch ein großes Eishockey Highlight auf dem Programm: Die Eishockeyweltmeisterschaft. Einer Gruppe von Schülern wird das herzlich egal sein. Bekanntlich ist im Mai für Schüler ein anderes nervenaufreibendes Event: Die Matura. Die Reifeprüfung wird von den meisten Menschen mit 17 bzw. 18 Jahren gemacht. 18 Jahre ist es auch her, dass Österreichs Eishockey Nationalteam zum letzten Mal zwei Jahre hintereinander in der A Gruppe geblieben ist. Um die Relevanz noch ein wenig deutlicher zu machen (und die lange Einleitung zu erklären): Menschen die in diesen Tagen die Matura machen, wurden damals geboren, als das Eishockey Nationalteam zwei Jahre unter den besten 14 Nationen der Welt war.
Grund genug, dass wir von Michaels Sportecke heute uns ein wenig mit der Eishockey WM beschäftigen. Zugleich können wir bei diesem Thema auch unsere kleine, aber feine Statistikabteilung wieder ein wenig erweitern. Dies wird am Ende des Artikels erfolgen.
Ein Blick in die Geschichtsbücher
Die meisten Menschen verbinden Eishockey mit Kanada. Nicht umsonst wird Kanada auch als das Mutterland des Eishockeys bezeichnet. Der internationale Eishockeyverband wurde 1908 gegründet. Damals bestand der Verband nur aus europäischen Verbänden. Deshalb wurden auch ab 1910 Europameisterschaften ausgetragen. Auch die Aufnahme ins Olympiaprogramm war rasch geschafft. So wäre geplant gewesen, dass 1916 in Berlin ein erstes Olympisches Eishockeyturnier ausgetragen wird. Da ja die Spiele dem ersten Weltkrieg zum Opfer fielen, war die Olympiapremiere „erst“ 1920. Bei den Olympischen Sommerspielen 1920 in Antwerpen gab es ein Eishockey-Nationenturnier mit europäischer und nordamerikanischer Beteiligung. Eine kurze Anmerkung sie noch erlaubt: Sommerspiele ist kein Recherche-, Druck- oder sonstiger Fehler. Ja Eishockey war 1920 Teil der Sommerspiele, denn die ersten Winterspiele wurden erst 1924 ausgetragen.
Prinzipiell zur Eishockey Weltmeisterschaft
Das Olympiaturnier 1920 in Antwerpen war auch zu gleich die erste offizielle Weltmeisterschaft der Herren. Die ersten drei Turniere fanden im Rahmen der Olympischen Spiele statt. Seit 1930 gibt es eine jährliche Weltmeisterschaft. Außer in Jahren mit Olympischen Spielen, da zählte bis 1968 das Olympiaturnier auch als Weltmeisterschaft. Seit 1972 wird zusätzlich zum Olympischen Turnier eine WM ausgetragen. Während dem zweiten Weltkrieg und aufgrund der Pandemie fiel die Weltmeisterschaft aus.
In der Eishockeywelt gibt es inzwischen bei den Männern mehrere Turniere, die eine Eishockeyweltmeisterschaft bilden. Das große und letzte Turnier ist die A Gruppen WM, wo die Topnationen um Gold, Silber und Bronze spielen. Die schwächeren Nationen spielen in sogenannten Divisionen I-IV um Auf- bzw. Abstieg. Österreich war jahrelang eine Fahrstuhlmannschaft zwischen der A Gruppe und der sogenannten 1A Gruppe. Diese WM ist heuer bereits gespielt. Großbritannien und Polen sind die Aufsteiger in die A Gruppe und werden nächstes Jahr Teil der A Weltmeisterschaft sein.
Ganz im Sinne der Gelichberechtigung gibt es seit 1990 auch eine Weltmeisterschaft der Frauen im Eishockey. Seit 2008 wird eine Eishockey WM der U 18 Frauen Teams der verschiedenen Nationen ausgespielt. Bei den Männern gibt es die Eishockey Weltmeisterschaft der Junioren seit 1977 (U20) und U 18 seit 1999.
Aktuell
Doch raus aus der Geschichte, zurück zum aktuellen (ehe wir noch einen kurzen Blick in die Zukunft werfen). Die 86. Auflage einer Eishockey Weltmeisterschaft steht vor der Türe. Österreich ist mit dabei und spielt in Gruppe A in Tampere in Finnland. Dabei hat das Nationalteam ein straffes Programm vor sich. So warten in der Gruppenphase sieben Spiele in neun Tagen auf die Cracks. Erfreuliches gab es zuletzt für die Fans, denn der NHL Legionär Marco Rossi verstärkt den Kader (michaels Sportecke hat darüber berichtet). Die Zielsetzung ist klar: Roger Bader möchte mit seinen Jungs zum zweiten Mal in Folge den Klassenerhalt schaffen. Und letztes Jahr gelang das Kunststück ebenfalls in Tampere in Finnland.
Die Gegner sind alle keine Unbekannten. Doch das Team wird in vielen Spielen über sich hinauswachsen müssen/dürfen/können um das angestrebte Ziel Klassenerhalt zu schaffen. Am Freitag den 12. Mai fällt der Startschuss für die Weltmeisterschaft, die am 28. Mai mit dem großen Finale endet. Österreich wird zum ersten Mal am Samstag, 13. Mai, auf das Eis gehen. Der Auftaktgegner ist kein unwichtiger: Frankreich. Die Franzosen könnten schon ein Gegner um den Klassenerhalt werden. Ideal wäre es, wenn Österreich mit drei Punkten starten könnte.
Einen Tag später am Muttertag, 14. Mai, trifft Österreich auf Schweden, ehe der erste Ruhetag folgt. Am 16. Mai kreuzen die Österreicher die Klingen mit dem nächsten Wikingerteam: Dieses Mal wartet am Nachmittag Dänemark. Am 17. Mai geht es dann gegen die US Boys, wo die Österreicher ja bei der letzten Weltmeisterschaft an gleicher Stelle überraschen konnten. Es folgt ein weiterer Ruhetag. Im Anschluss kommt es am 19. Mai zum Bruderduell gegen Deutschland, ehe einen Tag später mit Finnland der Gastgeber wartet. Apropos Bruderduell: Abgeschlossen wird die Gruppenphase für Österreich mit dem Spiel am 22. Mai gegen Ungarn. Da kann man dann wieder den alten Witz auspacken: „Opa, heute spielt Österreich Ungarn!“ – Opa: „Gegen wen?“ Die Ungarn werden ebenfalls ein Hauptkonkurrent um den Klassenerhalt sein, der hoffentlich an oder vor diesem Tag bereits von den rot-weiß-roten Cracks fixiert worden ist.
Die Zukunft
Die nächsten Weltmeisterschaften der Topnationen sind bereits vergeben. Nachdem eben heuer die Welt zu Gast in Finnland (Tampere) und Lettland (Riga) ist, wird die Weltmeisterschaft 2024 in Tschechien ausgetragen werden. Prag und Ostrava stehen als Spielorte bereits fest. 2025 haben sich dann Schweden und Dänemark zusammen getan. Die schwedische Hauptstadt Stockholm und Herning in Dänemark werden jeweils eine Vorrundengruppe beherbergen. Und schließlich 2026 ist die Schweiz der Veranstalter. Zürich und Freiburg sind die beiden Städte in denen gespielt wird.
Ein kleiner Hinweis
Wir von Michaels Sportecke haben schon länger einen Eishockey Talk mit unserem Eishockey Experten Roland Schurian. Roland betrachtet mit uns das aktuelle Eishockey Geschehen und bringt uns auch diesen Sport etwas näher. In der Kategorie „Roland erklärt uns die Eishockey Welt“ macht er Regeln für jeden begreifbar und nachvollziehbar. In der letzten Ausgabe haben wir mit Roland über die Eishockey WM und die Erfolgsaussichten für Österreich seiner Ansicht nach gesprochen.
Wie versprochen gibt es im Anschluss an den Artikel eine kleine Statistik zur Eishockey WM Medaillenbilanz. Wobei hier noch ganz kurz erklärt werden soll, dass die Medaillen der Tschechoslowakei Tschechien zugerechnet werden. Die Slowakei musste sich nach der Trennung von der Division C ins Oberhaus spielen. Und die Medaillenflut des ehemaligen Dominators Sowjetunion werden Russland zugerechnet.
Medaillenspiegel:
Land | Gold | Silber | Bronze | Gesamt | Zuletzt | Was |
Kanada | 27 | 16 | 9 | 52 | 2022 | Silber |
Russland Davon Sowjetunion | 27 22 | 10 7 | 10 5 | 47 34 | 2019 | Bronze |
Tschechien Davon Tschechoslowakei | 12 6 | 13 12 | 22 16 | 47 | 2022 | Bronze |
Schweden | 11 | 19 | 17 | 47 | 2018 | Gold |
Finnland | 4 | 9 | 3 | 16 | 2022 | Gold |
USA | 2 | 9 | 9 | 20 | 2021 | Bronze |
Großbritannien | 1 | 2 | 2 | 5 | 1938 | Silber |
Slowakei | 1 | 2 | 1 | 4 | 2012 | Silber |
Schweiz | 3 | 8 | 11 | 2018 | Silber | |
Deutschland Davon BR Deutschland | 2 1 | 2 | 4 | 1953 | Silber | |
Österreich | 2 | 2 | 1947 | Bronze |