Der Countdown nähert sich dem Ende
Es sind nur noch wenige Tage bis zur Fußballweltmeisterschaft in Katar. Am 20. November, einem Sonntag, findet das Eröffnungsspiel zwischen der Gastgeber Mannschaft Katar und Ecuador statt. Danach stehen 63 weitere Spiele auf dem Programm, an deren Ende am vierten Adventsonntag schon für eine Mannschaft Weihnachten ist. Diese darf sich Fußballweltmeister nennen. Der Favoritenkreis ist groß. Da sind natürlich vorne weg die üblichen Verdächtigen zu nennen: Aus Europa der aktuelle Titelverteidiger Frankreich, Spanien, England und Deutschland. Aus Südamerika Argentinien, Ururguay und Brasilien. Diese Länder haben zumindest schon einen Titel gefeiert.
Bis dato gibt es lediglich acht Länder, die schon Weltmeister geworden sind. Eines davon fehlt: Italien. Die Italiener blieben im Playoff hängen, sie scheiterten an Nordmazedonien. Dasselbe Schicksal ereilte übrigens auch Österreich. Die heimischen Kicker verloren ihr Duell gegen Wales auswärts, und warten weiter auf die erste Teilnahme an einer WM seit 1998.
Neben den schon genannten Ländern gibt es auch klarerweise die Länder, welche als Außenseiter auf den Titel gelten: Allen voran Dänemark, denen viele eine Überraschung bis hin zum großen Coup zutrauen. Die Niederländer waren schon drei Mal im Finale, konnten jedoch keines für sich entscheiden. Auch da gibt es einen Österreichbezug. Denn 1978 führte die österreichische, ja eigentlich europäische, Trainerlegende Ernst Happel die Niederlande ins Finale, welches jedoch gegen den Gastgeber Argentinien verloren wurde. Die ewig junge Frage, ob es einen afrikanischen oder asiatischen Weltmeister gibt, wird von den meisten Experten verneint.
Österreich verändert die Fußballwelt
Bis zum Start der WM wollen wir uns in diesem Artikel der Woche noch dem heimischen Nationalteam widmen. Österreich war bis dato sieben Mal für eine Weltmeisterschaft qualifiziert. Dabei gab es, wie bei jeder Nation, Höhen und Tiefen. Es gibt mehrere Spiele, die in Erinnerung geblieben sind. Ein Spiel beispielsweise, welche den österreichischen Nationalstolz hob und bis heute noch anhebt. Und ein sehr unrühmliches Spiel, welches die Fußballwelt für immer veränderte. Bei beiden Events war der Gegner übrigens Deutschland. Doch nun alles der Reihe nach.
Die erste Fußballweltmeisterschaft fand 1930 in Uruguay statt. Dabei gab es dann auch zum ersten, jedoch nicht zum letzten Mal, einen Heimsieg: Uruguay entschied die Premiere für sich. Österreichs Kicker reisten zum ersten Mal vier Jahre später, 1934, zu einer Weltmeisterschaft. Am Ende reichte es zu Platz vier. Nach vier Spielen standen zwei Siege und zwei Niederlagen zu Buche. Das Torverhältnis war ausgeglichen. Sieben Mal musste der Keeper den Ball aus dem Netz fischen, und sieben Treffer konnten das Team und die Fans bejubeln. Österreich war, man höre und staune, als einer der Titelfavoriten nach Italien gereist. Im Halbfinale gegen den Gastgeber waren die Titelträume ausgeträumt. Wobei der schwedische Schiedsrichter da mehr als nur eine neutrale Rolle spielte. So half er beim Tor der Italiener in Minute 18 kräftig mit, und köpfte auf der Gegenseite bei einem österreichischen Angriff den Ball aus der Gefahrenzone. Dass der schwedische Referee Ivan Eklind am Vortag Ehrengast bei Benito Mussolini war, ist natürlich purer Zufall gewesen.
Eine Hitzeschlacht und das beste Ergebnis
Nach dem zweiten Weltkrieg fand 1954 die nächste WM mit Österreich statt. Und in der Schweiz sollte am Ende das beste Resultat in der Geschichte zu Buche stehen. Das österreichische Team überstand die Vorrunde souverän mit einem Sieg gegen Schottland (1:0) und die Tschechoslowakei (5:0). Im Viertelfinale traf man auf den Gastgeber Schweiz, das schnell mit 3:0 in Führung ging. Das prekäre an diesem Spiel war, dass der heimische Keeper Kurt Schmied früh einen Sonnenstich erlitt. Er durfte jedoch zu dieser Zeit nicht ausgetauscht werden. Österreich trat die Flucht nach vorne an und drehte das Spiel auf 5:3. Am Ende stand es 7:5, somit war die Nationalmannschaft zum zweiten Mal unter den besten vier. Das Halbfinale ging mit 1:6 gegen Deutschland verloren. Im kleinen Finale konnte man den Titelverteidiger aus Uruguay mit 3:1 schlagen und schloss die WM auf Platz drei ab.
„I werd narrisch!“
Auch für die nächste Weltmeisterschaft in Schweden schaffte Österreich die Qualifikation. Im Norden war allerdings nach der Vorrunde Schluss. Gegen den späteren Weltmeister Brasilien, die Sowjetunion und England gab es kein Weiterkommen. Es dauerte bis zur WM in Argentinien 1978 bis die heimischen Kicker wieder im WM Fieber waren. Österreich wurde in eine Gruppe mit Brasilien, Spanien und Schweden gelost. Ein wenig überraschend ging rot-weiß-rot als Gruppensieger aus dieser Gruppe hervor. Österreich stand unter den besten acht Teams. Der Finaleinzug konnte nach Niederlagen gegen die Niederlande, die von Ernst Happel trainiert wurden, und Italien nicht realisiert werden. Allerdings stand noch ein Spiel aus: Das ewig junge Duell mit Deutschland. Und dieses WM Spiel ging in die österreichische Sportgeschichte ein. Deutschland hätte mit einem Sieg ins Finale einziehen können. Heute spricht man auf der einen Seite vom „Wunder von Cordoba“ und auf der anderen Seite von der „Schmach von Cordoba“. Am Ende stand es 3:2 für Österreich, zwei Tore von Hans Krankl und ein Eigentor von Berti Vogts sicherten den österreichischen Sieg, der nicht nur Reporterlegende Edi Finger „narrisch“ werden ließ.
Danach war alles anders
Auch vier Jahre später war das heimische Team für die Weltmeisterschaft qualifiziert. Österreich reiste nach Spanien, wo eine Gruppe mit Algerien, Chile und Deutschland wartete. Gegen die Algier und Chilenen gelang Österreich jeweils ein Sieg. Vor dem letzten Spiel gegen Deutschland war klar, dass eine knappe Niederlage im letzten Spiel zum Aufstieg in die nächste Runde reichen würde. Österreich traf zum Abschluss der Gruppenphase auf Deutschland. Die Deutschen mussten zum Weiterkommen das „Bruderduell“ gewinnen, denn sie hatten gegen Algerien verloren. Dieses Spiel sollte in beiden Ländern gleichermaßen in die Geschichte eingehen, nämlich unter dem Titel „Nichtangriffspakt von Gijon“. Das Spiel begann von beiden engagiert. In der elften Minute gingen die Deutschen in Führung. Bis zur Halbzeit war Einsatz auf beiden Seiten. Nach dem Seitenwechsel änderte sich das Bild dramatisch. Beide Teams schoben den Ball nur noch hin und her, es wurde kein Schuss auf das Tor abgeben. Man bog die Zeit herunter, denn dieses Resultat reichte beiden Nationen zum Aufstieg. Die algerischen Fans, welche auf der Tribüne waren hielten Geldscheine hoch. Seit diesem Spiel werden Entscheidungsspiele in der Gruppenphase nur noch parallel ausgetragen.
Zwei Mal Vorrunde
Österreich konnte sich noch zwei weitere Male für eine Weltmeisterschaft qualifizieren. 1990 fuhr das Team nach Italien und 1998 zur Endrunde nach Frankreich. Bei beiden Weltmeisterschaften war in der Gruppenphase Endstation. Österreich spielte 1990 eine herausragende Vorbereitung, wo man unter anderem Spanien auswärts mit 3:2 schlug und gegen Argentinien ein Remis holte. Bei der Endrunde in Italien traf man in Gruppe A auf den Gastgeber, die Tschechoslowakei und die USA. Gegen Italien und die Tschechoslowakei kassierte das rot-weiß-rote Team knappe 0:1 Niederlagen. Gegen die USA konnte man zum Abschluss gewinnen. Gerhard Rodax und Andi Ogris waren beim 2:1 Sieg die österreichischen Torschützen. Es ist bis dato der letzte heimische Sieg bei einer Weltmeisterschaft. 1990 konnten auch die besten Gruppendritten noch ins Achtelfinale aufsteigen. Alle Rechenspiele halfen nichts, Österreich fuhr nach der Vorrunde nach Hause.
1998 schaffte das Team unter Herbert Prohaska die letzte Qualifikation für eine Weltmeisterschaft. Gegner in der Gruppe B waren Kamerun, Chile und Italien. Auch hier schaffte Österreich etwas Einzigartiges. Im Duell gegen Kamerun schaffte Toni Polster nach einem Corner in Minute 90 den 1:1 Ausgleich. Gegen Chile war es Ivica Vastic, der in der 90. Minute das 1:1 mit einem herrlichen Schuss erzielte. Im letzten Spiel gegen Italien musste Österreich punkten, um noch aufzusteigen. Die Italiener gingen in der 49. Minute durch Vieri in Führung. Es kam die 90. Minute. Doch dieses Mal mussten die Fans ein verkehrtes Bild betrachten. Roberto Baggio erzielte das 2:0 und zerstörte alle österreichischen Aufstiegsträume. Allerdings kam Österreich noch einmal heran. In Minute 92 verwandelte Andreas Herzog einen Elfmeter. Das 1:2 war auch der Endstand.
Ein bisschen Eigenwerbung zum Schluss
Für diese Fußballweltmeisterschaft 2022 in Katar sind wir von Michaels Sportecke gut aufgestellt. Schreiberheiler und Nachtwolf haben sich zusammengetan und wollen von der Weltmeisterschaft regelmäßig kurze Berichte bringen. So ist ein Livetalk geplant. Auch die beliebten Experten von Michaels Sportecke haben sich ins Zeug gelegt. Der Formel 1 Experte Werner Giefing hat sich extra vorbereitet. Er hat das Cockpitgeschehen verlassen und sich mit der WM beschäftigt. Und wenn es um Fußball geht, darf unser Experte Georg Harding nicht fehlen. Sie werden mit ihren Expertisen die WM bereichern und tippen schon vorab die Vorrunde. Wir freuen uns auf den gemeinsamen Advent. Das übrige Sportgeschehen lassen wir jedoch auch nicht außer Acht. So wird es die Sportmeldung des Tages auch weiterhin geben, allerdings wird diese nicht das Katargeschehen betreffen. Wir alle hoffen, dass es zu einer Katarstimmung kommt und keine Katerstimmung aufkommt.
Das waren ein paar Fakten zur Fußballweltmeisterschaft. Ich hoffe es hat dir Spaß gemacht. Ich möchte den Augenblick nutzen, um folgendes zu sagen: Viel Spaß mit deinem Sportprogramm in dieser Woche, egal, ob aktiv oder passiv wünscht dir, lieber Leser, dein Schreiberheiler Michael.
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