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Vierschanzentournee: 4 gewinnt – oder doch nicht?

Zwischen Kindheitserinnerungen und Zukunftsprognosen

Ab der Zeit zwischen Weihnachten und Silvester bis hin zum Dreikönigstag gab es im Fernsehen vor allem eines zu sehen: Skispringen. In vielen Familien, so auch in meiner, lief regelmäßig in dieser Zeit beim Mittagessen der Fernseher, da wagemutige Sportler darum rangen, wer sich Tourneesieger nennen darf. Klarerweise drückte man den österreichischen Athleten eine Spur mehr die Daumen, als den anderen. Und dieses Kultevent geht in wenigen Tagen in seine 71. Auflage. Die Rede ist natürlich von der Vier-Schanzen-Tournee. Zwei Stationen in Deutschland und zwei Stationen in Österreich gießen den Rahmen für diesen Fixpunkt im Sportjahr. 

Von Oberstdorf bis Bischofshofen

Der Auftakt findet traditionell in Oberstdorf statt. Danach geht es weiter nach Garmisch-Partenkirchen. Nach dem dortigen Neujahrsspringen übersiedelt der Tourneetross nach Österreich. Die dritte Station ist auf dem Innsbrucker Bergisel. Den Abschluss bildet der Bewerb in Bischofshofen am Dreikönigstag. Vier Springen in neun Tagen, dazu noch Qualifikationsdurchgänge bedeuten eine Menge Arbeit für die Skispringer. Doch der Gesamtsieg entschädigt für die Mühen. 

Die Favoriten

Der Favoritenkreis auf den Sieg ist heuer sehr groß. Allen voran muss man logischerweise den Weltcupführenden Dawid Kubacki nennen. Der Pole konnte in dieser Saison bereits vier Tagessiege feiern. Kubacki kennt bereits das Gefühl Gesamtsieger zu sein, denn er gewann die 68. Auflage 2019/20. Dawid Kubacki hat übrigens mit dem Skispringen angefangen, weil er Kazuyoshi Funaki im Fernseher gesehen hat.

Sein größter Konkurrent kommt, vom Papier her, aus Slowenien. Anze Lanisek hat bereits drei Mal heuer im Weltcup triumphiert. Der Slowene ist auch Kubacki in der Gesamtweltcupwertung am dichtesten auf den Fersen. Obwohl der Rückstand bereits 74 Punkte beträgt. Nicht nur seine Form spricht für Lanisek. Denn die Tournee hat eigene Gesetze.

Die größten heimischen Hoffnungen ruhen wohl auf Stefan Kraft. Der Salzburger kennt ebenfalls das Gefühl des Gesamtsiegers. Kraft gewann die Tournee 2014/15. Ein kleines Detail am Rande ist, dass Kraft dabei in Oberstdorf 2014 seinen ersten Weltcupsieg feiern konnte. Zum ersten Mal, jedoch nicht zum letzten Mal, stand er im Allgäu ganz oben auf dem Podest. Der aktuelle Skiflugrekordhalter liegt derzeit im Gesamtweltcup an dritter Stelle.

Diese drei genannten ist nur eine kleine Auswahl. Niemals darf man zum Beispiel die Rechnung ohne die Norweger machen. Halvor Egner Granerud beispielsweise oder Marius Lindvik. Auch die Deutschen machen sich berechtigte Hoffnungen auf den ersten Tourneesieg seit 2001/2002, als Sven Hannawald den Siegespokal entgegen nahm. Dabei wird wohl einmal mehr Karl Geiger das Zugpferd der Nachbarn sein. 

Ein Prominenter fehlt

Seit 22 Jahren zum ersten Mal nicht am Start der Tournee ist der Schweizer Simon Ammann. Zum letzten Mal in der Saison 2000/2001 lief eine Tournee ohne den Publikumsliebling aus der Schweiz. Ammann wird nicht in Oberstdorf, sondern in Engelberg im Continentalcup, der zweiten Liga im Skispringen, an den Start gehen. Die Tournee und Simon Ammann ist eine eigene Geschichte, mit vielen Höhen und Tiefen. Ammann hat fast alles gewonnen, was es im Skispringen zu gewinnen gab, außer den Titel des Tourneesiegers. Durch sein fehlen wird sich daran auch heuer nichts ändern. Nach einer schwierigen Saisonvorbereitung war der 41 jährige Schweizer erst bei der letzten Station vor Weihnachten in Engelberg in den Weltcup zurückgekehrt, konnte sich jedoch nicht für den Bewerb qualifizieren. Dabei war es denkbar knapp, Ammann landete auf Platz 51. Der Schweizer will sich auf die Weltmeisterschaft in Planica im Feber 2023 konzentrieren.

Alle vier- Der Grandslam

Lange galt der Mythos, dass es unmöglich sei, vier Tagessiege bei einer Tournee zu feiern. Bis zur Tournee 2001/2002. Damals nutzte jener bereits angesprochene Sven Hannawald die Gunst der Stunde und schaffte das schier unmögliche. Er gewann den Auftakt in Oberstdorf und das Neujahrsspringen in Garmisch- Partenkirchen. Soweit keine Neuigkeit, dies gelang schon mehreren Springern vor ihm. Zum ersten Mal bei der zweiten Tournee dem Norweger Olaf B. Björnstad. Auch bei der dritten Station siegte der Deutsche, und verließ den Bergisel als Trippelsieger. Da wird die Statistik schon dünner. Doch besagter Björnstad beispielsweise kann dies auch von sich behaupten. In der Saison 1997/98 schaffte auch ein anderer, der schon weiter oben erwähnt wurde, dieses Bravourstück: Kazuyoshi Funaki. Björnstad und Funaki sind nur zwei Beispiele von Springern, die drei Siege nacheinander schafften. Den Eintrag in die Geschichtsbücher sicherte sich Hannawald dann in Bischofshofen. Denn im Gegensatz zu allen anderen seiner Vorgänger siegte der Deutsche auch im Pongau, und war somit der erste Skispringer, der in einer Tournee alle vier Springen gewann. Zwei weiteren Skispringern gelang dieses Kunststück nach Hannawald: Dem Polen Kamil Stoch in der Saison 2017/18 und Ryoyu Kobayashi eine Saison später. Apropos Kobayashi: Der Japaner ist auch der aktuelle Titelverteidiger.     

Sieglos zum Gesamtsieg

Auch das Gegenteil war bereits bei der Tournee der Fall, nämlich ohne Tagessieg den Gesamtsieg zu holen. Insgesamt acht Springern gelang dieses Kunststück. Zuletzt 1998/99 dem Finnen Janne Ahonen. Ahonen ist bis heute der Rekordhalter an Tourneegesamtsiegen. Er holte den Adler, wie die Trophäe aussieht, fünf Mal. Übrigens führt Finnland diese Wertung an. Drei Sportler aus dem Land im hohen Norden konnten die Tournee ohne einen Tagessieg gewinnen. Auch ein Österreicher ist hier vertreten. Ernst Vettori holte ohne Tagessieg die Gesamtwertung in der Tournee 1986/87. Die weiteren Sportler vertraten die Fahne Norwegens, der Tschechoslowakei,  der Sowjetunion und der DDR.

Auch das Gegenteil war schon der Fall, nämlich drei Einzelsiege und trotzdem keinen Gesamtsieg. Hier ist die Liste (klarerweise) überschaubar. Yukio Kasaya war der erste Springer, dem man den Grandslam zutraute. Er gewann auch die ersten drei Springen, wurde dann allerdings in die Heimat zurück beordert, da die Olympiaqualifikation für die Heimspiele in Sapporo abgehalten wurde. Zwei Österreicher waren ebenfalls von diesem Schicksal betroffen. Karl Schnabl und Toni Innauer. Innauer ist auch der letzte, dem dies „passierte“, bei der Tournee 1975/76.

Ich hoffe du hast nun ein paar Vorinformationen und Neuigkeiten zu diesem Kultevent erhalten. An dieser Stelle soll auch ein wenig Eigenwerbung zu lesen sein: Denn klarerweise halten wir dich während dieser Tournee auf dem Laufenden. So gibt es auf Youtube ein Video zur Tournee mit unserem Experten für nordischen Sport Gerold Sattlecker, das noch weitere Vorinformationen enthält. Auch einige Statistiken haben wir, von Michaels Sportecke, zusammengestellt, du findest sie am Ende des Beitrages.

Ich möchte dir nun schon ab einen guten Rutsch und ein gutes neues Jahr wünschen. Neben den zahlreichen TV Terminen der Vierschanzentournee und anderen Sportereignissen, kannst du natürlich auch den Jahreswechsel nutzen um aktiv gegen die Weihnachtskekse vorzugehen. Egal für was du dich entscheidest, ich möchte den Augenblick auch nutzen, um folgendes zu sagen:  Viel Spaß mit deinem Sportprogramm in dieser Woche, egal, ob aktiv oder passiv wünscht dir, lieber Leser, dein

Schreiberheiler Michael.

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