Das jährliche Event mit Kultcharakter

Kaum ein Sportevent hat sich seit dem Beginn so etabliert, wie dieses. Selbst Menschen, die das Sportgeschehen kaum verfolgen, wissen zumindest die ungefähren Termine dieses Events. Noch lange bevor dieser Sport medial so ausführlich in die Wohnzimmer geliefert wurde, saßen Menschen bei dieser Veranstaltung gebannt vor dem Fernseher. Die Rede ist von der Vier-Schanzen-Tournee. Und dieser deutsch-österreichischen Tournee widmet sich easysports diese und nächste Woche. Oberstdorf, Garmisch-Patenkirchen, Innsbruck-Bergisel und Bischofshofen sind die Stationen. Vier Schanzen mit unterschiedlichsten Profilen, Springen im Tagesrhythmus, verlangen den Aktiven alles ab. Die Vierschanzentournee feiert heuer ihren 70. Geburtstag.

Die Anfänge

Schon zu Beginn der 1920iger Jahre gab es in Garmisch Partenkirchen ein Neujahrsspringen. Kurz nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Idee geboren, Springen an knapp hintereinanderliegenden Tagen und an vier verschiedenen Orten auszutragen. Allerdings durften zu diesem Zeitpunkt noch keine ausländischen Springer in Deutschland an den Start gehen bzw. deutsche Springer im Ausland starten. Im Mai 1952 wurde bei einem Springen auf der Seegrube, die oberhalb von Innsbruck liegt, die deutsch-österreichische Tournee ins Leben gerufen. Als Austragungsorte standen Garmisch Partenkirchen, Innsbruck und Bischofshofen fest. Die Gründerväter wollten ein Gleichgewicht zwischen Deutschland und Österreich schaffen, somit suchte man eine zweite Schanzenanlage in Deutschland. Nach einem Auswahlverfahren wurde Oberstdorf nominiert. 

Die erste Tournee ist die einzige in der Geschichte, die binnen einem Kalenderjahr ausgetragen wurde. Der offizielle Startschuss fiel mit dem Neujahrsspringen in Garmisch. Danach ging es nach Oberstdorf. Beide Springen gewann ein Springer aus Norwegen. Beim ersten Springen auf österreichischen Terrain ging Josef Bradl als Sieger hervor. In Bischofshofen gewann zwar wieder ein Norweger, doch Sepp Bradl sprang zum ersten Gesamtsieger. 

Obwohl an der ersten Tournee hauptsächlich deutsche und österreichische Springer und kaum Athleten aus dem Ausland teilnahmen, war die Resonanz groß. Die Zuschauer waren zahlreich zu den Springen gekommen, und die Sportler lobten die Organisation des Events. So wurden weitere Nationen auf diese Veranstaltung aufmerksam. Die Veranstalter änderten ein wenig den Zeitplan. Das Neujahrsspringen blieb in Garmisch. Das Springen in Oberstdorf wurde vorgezogen und fand nun zwei Tage zuvor statt. Innsbruck wurde auch vorverlegt und Bischofshofen bekam das Dreikönigsspringen. So entstand die Reihenfolge und Terminvergabe, wie sie heute noch ist. Wobei 1956/57 gab es noch eine kleine Änderung. Ostdeutschland wurde der Auftakt in den Weihnachtsfeiertagen zugesichert. Bei der ersten Austragung in Oberhof gingen nur deutsche und österreichische Springer an den Start. Für ausländische Nationen gab es zu viele Schwierigkeiten bei Reise und Transport. Im folgenden Jahr hatte Oberhof keinen Schnee, somit war der Versuch die Tournee auszuweiten gescheitert.

Vier gewinnt

Lange hielt sich der Mythos, dass es unmöglich sei, alle vier Springen zu gewinnen. Dreizehn Athleten gelang es im Laufe der Geschichte drei Springen für sich zu entscheiden, jedoch nicht auf allen vier Schanzen zu triumphieren. Dies änderte sich bei der Tournee 2001/2002. Der Skisprungweltcup machte Station in Oberstdorf. Sven Hannawald gewann das Springen auf der Schattenbergschanze. Das neue Jahr begann, wie das alte geendet hatte. Hannawald holte sich das Neujahrsspringen. In Innsbruck segelte Hannawald ebenfalls zum Sieg. Und dann am 06. Jänner 2002 ereignete sich historisches. Sven Hannawald gewann auch das Dreikönigsspringen. Somit war dieser Mythos widerlegt. Hannawald ist der bis dato letzte Gesamtsieger aus Deutschland. Hannawald ist nicht der einzige Athlet, dem dieser Volltreffer gelang. Kamil Stoch bei der Tournee 2017/18 und Ryoyo Kobayashi 2018/19 holten sich ebenfalls den Grand Slam. 

Es gibt auch das Gegenstück. Acht Athleten schafften das Kunststück die Tournee für sich zu entscheiden ohne einen Tagessieg in diesem Jahr zu holen. Hemmo Silvennoinen aus Finnland war der erste von ihnen bei der Tournee 1954/55. Nikolai Andrejewitsch Kamenski (UDSSR), Horst Queck (DDR), Jiri Raska (Tschechoslowakei) und Ingolf Mork (Norwegen) trugen sich ebenfalls auf diese Weise in die Geschichtsbücher ein. Bei der Tournee 1986/87 holte sich Ernst Vettori den Gesamtsieg. Auch der Tiroler feierte keinen Tagessieg während dieser Vierschanzentournee. Risto Laakonen und Janne Ahonen sind die letzten zwei Sportler, denen dies gelungen war. Apropos Janne Ahonen: Der Finne ist der Rekordhalter an Gesamtsiegen. Ahonen entschied fünf Tourneen für sich. Bei der Tournee 2005/06 gab es ein Novum: Es gab zwei Sieger. Nach acht Durchgängen hatten Janne Ahonen und Jakub Janda exakt dieselbe Punkteanzahl.

Und vier Springer gibt es in der Geschichte, die drei Tagessiege feierten, und trotzdem nicht die Tourneewertung holten: Bei der Tournee 1970/71 ereilte dieses Schicksal Ingolf Mork aus Norwegen. Bei der Tournee 1971/72 roch es bereits nach dem ersten Grand Slam. Yukio Kasaya aus Japan entschied die ersten drei Springen für sich. Doch vor dem vierten Bewerb wurde das gesamte japanische Team nach Japan zurückbeordert, um sich für die Olympischen Spiele vorzubereiten, die 1972 in Sapporo stattfanden. Die letzten zwei Springer in dieser Kategorie kommen aus Österreich. Karl Schnabl und Toni Innauer. Schnabl landete in Oberstdorf bei der Tournee 1974/75 auf Rang 35, und gewann die restlichen drei Springen. Innauer wurde ein Jahr später vom Bergisel abgeworfen. Der 24. Platz war zu wenig für den Gesamtsieg, trotz der Siege in Oberstdorf, Garmisch Partenkirchen und Bischofshofen.  

Der Auftakt

Eine alte Weisheit besagt, in Oberstdorf gewinnt keiner die Tournee, man verliert sie höchstens. Die Skisprunganlage Audi Arena Oberstdorf ist die Auftaktstation. Die Schattenbergschanze wurde 2003 umgebaut. Die Hillsize liegt bei 137 Meter. Den Schanzenrekord hält Sigurd Pettersen, der im Dezember 2003 auf 143, 5 Meter segelte. Martin Schmitt aus Deutschland ist der einzige Springer, der hier drei Jahre hintereinander siegen konnte. In den Jahren 1998,99 und 2000 triumphierte der Deutsche. Die Schanze liegt den Österreichern prinzipiell gut. Stefan Kraft, der wohl auch heuer wieder die größten österreichischen Hoffnungen auf einen Gesamtsieg trägt, gewann hier schon 2014 und 2016 das Tourneeauftaktspringen. Neben dem Fixbestandteil der Vierschanzentournee war Oberstdorf auch schon drei Mal Austragungsort von nordischen Skiweltmeisterschaften. Die letzten Weltmeisterschaften waren in Oberstdorf heuer im Feber. Und zum Weltmeistertitel im Februar auf dieser Schanze flog Stefan Kraft.

Die zweite Station in Deutschland

Garmisch Partenkirchen ist die zweite Station der Tournee. Wie bereits berichtet fand hier auch das erste Tourneespringen überhaupt statt. In den letzten Jahren wurde diese Anlage zum Sargnagel für die Österreicher. Stefan Kraft und Co mussten in den letzten Jahren mehrmals ihre Titelambitionen am Neujahrstag im Garmischer Schnee begraben. Die große Olympiaschanze liegt im Süden des Ortsteils Partenkirchen am Gudiberg. Wie der Name schon sagt besteht die Schanze, wenn auch mehrmals umgebaut, schon seit den Olympischen Spielen 1936, wo Garmisch Partenkirchen der Austragungsort war. Die letzte Renovierung fand 2007 statt, als die alte Schanze im April gesprengt wurde. Die neue Anlage hat nun eine Hillsize von 142 Metern. Die Anlaufgeschwindigkeit liegt bei etwa 94 km/h. Den Schanzenrekord hält Dawid Kubacki. Der Pole landete bei 144 Metern. Der letzte österreichische Sieger war Thomas Diethart im Jahr 2014. Gregor Schlierenzauer gewann das Neujahrsspringen drei Mal. Andreas Felder siegte es zwei Mal.

Wir wünschen allen Adlern viel Erfolg bei der 70. Vierschanzentournee. Natürlich drücken wir von easysports den österreichischen Athleten ganz fest die Daumen, dass es wieder zu einem Gesamtsieg reichen wird. Im zweiten Teil werden wir uns ein wenig mit den Schanzen in Österreich auseinandersetzen. Allen unseren Lesern von easysports und allen Hörern von easysound wünschen wir in der Zwischenzeit einen guten Rutsch und ein erfolgreiches, gesundes Jahr 2022! Wir wünschen jedem einzelnen von euch, dass sich alle Wünsche von euch für 2022 erfüllen!   

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